Der Alltag eines Au pairs im Ausland dreht sich in erster Linie um die Betreuung der Gastkinder. Doch dies ist längst nicht alles. Was viele nicht wissen: Ein Au pair Jahr hat noch mehr zu bieten als Erfahrung im Umgang mit Kindern und Reisemöglichkeiten in der Freizeit. Tatsächlich ermöglicht es dir, dich nicht nur persönlich weiterzuentwickeln, sondern auch fachliche Skills und Kompetenzen zu erwerben. Diese können für deine weitere Berufs- und Karriereplanung viel Wert sein. Ein Beispiel dafür ist der Kurs am College, den du als Au pair besuchst, und dir – unter bestimmten Voraussetzungen – sogar bei einem Studium in Deutschland anrechnen lassen kannst. Eine weitere Möglichkeit zeigt das Beispiel von Fiona. Sie hat sich während ihres Au pair Aufenthalts erfolgreich für das BridgeUSA Leadership Development Program beworben und durfte vier spannende und lehrreiche Tage mit Au pairs aus aller Welt in Washington, D.C. verbringen. In diesem Beitrag verrät sie dir, worum es sich beim Leadership Development Program handelt, was sie an Erfahrungen mitnehmen konnte, und wieso sie auch anderen Au pairs eine Bewerbung wärmstens ans Herz legen würde. Sei gespannt!
Was genau ist das Bridge Leadership Program?
„Das BridgeUSA Leadership Development Program wird vom Bureau of Educational and Cultural Affairs des U.S. Department of State gesponsert. Die Seminare werden für dich als Austauschbesucher komplett finanziert und erstrecken sich insgesamt über vier Tage. Innerhalb des Programms nimmst du die Rolle eines „citizen ambassadors“ ein und teilst deine neuen Erfahrungen und Eindrücke von der amerikanischen Kultur, die du bisher in den USA sammeln durftest. Außerdem räumt das Programm Zeit für den Austausch und die Analyse verschiedener Kulturen ein. Der inhaltliche und zeitliche Schwerpunkt liegt klar in der Gruppenarbeit zum Thema „changemaker“. Du sollst dadurch befähigt werden, dich in Bereichen wie Führungsfähigkeit, interkultureller Kommunikation sowie soziales Engagement weiterzuentwickeln und diese Kompetenzen auch in deinem Heimatland einzusetzen. Die Gruppe ist international angelegt und repräsentiert daher einen bunten Mix aus den unterschiedlichsten Bereichen der Welt.“
Warum hast du dich dazu entschlossen, dich für das Programm zu bewerben? Wie bist du darauf aufmerksam geworden?
„Mich hat dieses Programm angesprochen, weil ich neue Erfahrungen liebe und neugierig auf fremde Menschen und Kulturen bin. Schnell habe ich festgestellt, dass dieses Mindset viele Au Pairs miteinander teilen. Wir suchen wohl alle aktiv nach Herausforderungen, die uns aus unserer Komfortzone locken. Das Programm hat sich für mich nach einer tollen Erfahrung angehört, die ich nicht missen wollte. Sich mit jungen Menschen aus aller Welt zu vernetzen, war für mich eine tolle Vorstellung. Dazu kam, dass sich zusätzlich die Chance eröffnete, einen Eindruck von Washington D.C. zu bekommen. Ehrlich gesagt war für mich auch die Tatsache, dass dieses Programm voll finanziert werden sollte, nicht uninteressant. Die An- und Abreise (egal ob Flug- oder Zugticket), die Unterkunft (Hilton Garden Inn Hotel), das Essen und die Aktivitäten wurden für die Teilnehmenden komplett übernommen. Aufmerksam gemacht auf dieses Programm hat mich meine liebe Area Direktorin. Sie hat einen Link zum Bewerbungsprozess in unsere Au Pair Gruppe gepostet. Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Tatsächlich war ich die Einzige aus unserer Gruppe, die sich letztendlich beworben hat. Grund dafür war vermutlich der recht aufwendige Bewerbungsprozess.“
Wie lief der Bewerbungsprozess ab?
„Die Bewerbung läuft online ab. In einem Video, das du von dir drehen musst, bewirbst du dich für das Programm. Zu folgenden Leitfragen solltest du dich äußern:
- Share a story about a person or an experience that inspired you to take action.
- Describe how you think this exchange program has impacted your life and how it will help you to make a difference in your community when you return home.
- Share what issues in the world or your home country in particular inspire you to take action or find a solution.
Da diese Fragen sehr offen gestellt sind, können sie leicht einschüchternd oder vielleicht sogar abschreckend wirken. Es ist wahr, dass es Brainstorming-Zeit bedarf, um ein Skript mit guten Ideen zu erstellen. Solange genug Zeit für den Prozess der Bewerbung eingeplant wird, sollte das jedoch zu keinem Problem werden. Bereits hier wird selektiert zwischen denen, die das als zu aufwendig ansehen und denen, die es als Challenge sehen.“
Wie lief das dreitägige Seminar ab? Wie waren die Seminare aufgebaut? Wer waren die anderen Teilnehmenden?
„Nachdem alle im Laufe des ersten Tages im Hilton Garden Inn angekommen waren, wurde das D.C. Abenteuer mit einem Willkommens-Dinner eingeleitet, bei dem wir bereits andere Teilnehmer:innen kennenlernen konnten, unter anderem auch unseren Roommate für die nächsten Tage. Nicht nur Au Pairs konnten am Programm teilnehmen, sondern auch Work and Traveler. Die Verantwortlichen haben uns mit herzlichen Worten begrüßt und uns die Agenda erklärt. Das Programm für die nächsten Tage war mit interkulturellem Training gefüllt, um wichtige Grundkenntnisse zu schaffen und alle auf den gleichen Wissensstand zu bringen. Das Kennenlernen und das Teambuilding untereinander waren wichtige Schwerpunkte. Hierfür gab es regelmäßige Austauschphasen, in denen unterschiedliche Fragestellungen und Themen diskutiert wurden.
An den beiden Haupttagen des Seminars wurde dann fleißig am Kernprojekt gearbeitet, der „Be a Changemaker“ Challenge. Trotz individueller Schwerpunkte bezüglich unserer Passionen für den Wandel bzw. die Verbesserung sozialer Probleme in der Welt und unserer lokalen Community, konnten wir dennoch viele Schnittpunkte feststellen. In Gruppenarbeit wurde dann intensiv an unseren Ideen für die Planung unseres eigenen sozialen Unterfangens gearbeitet. Die Gespräche waren sicher auch deswegen so interessant, weil hier junge Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen und Lebensgeschichten aufeinandertrafen und sich austauschen konnten.“
Was waren für dich die Programm-Highlights in den vier Tagen?
„Tatsächlich zähle ich persönlich diesen interkulturellen Austausch zu einem meiner größten Programm-Highlights. Ich habe internationale Kontakte zu Menschen knüpfen können, die ein ähnliches Mindset haben. Es war eine wirklich inspirierende Zeit für mich. Wir haben außerdem zusammen eine D.C.-Tour gemacht und anschließend die Stadt auf eigene Faust erkundet. Dabei sind wir als Gruppe innerhalb kurzer Zeit sehr eng zusammengewachsen und fühlten uns miteinander verbunden. Die gesamte Atmosphäre war durchweg positiv, unterstützend und motivierend.“
Was hat dir am besten gefallen oder dich am meisten beeindruckt?
„Nichts schien unmöglich. Mich hat die Gemeinschaft und die daraus resultierende Energie sehr beeindruckt. Uns wurde ein fester Glaube an uns und unser Potential vermittelt. Alle sind ermutigend, wertschätzend und unterstützend miteinander umgegangen. Ein Mix aus den unterschiedlichsten Menschen, die jedoch zwei Dinge verbindet: die Fähigkeit, Englisch zu sprechen und ein Changemaker für diese Welt sein zu wollen, egal in welchem Rahmen.
Es war die Gelegenheit, Menschen kennenzulernen, die resilient sind, Visionen und den nötigen Biss haben, etwas auf die Beine zu stellen. Außerdem konnte ich essenzielle Skills erlernen, um meiner Passion ein Stück näherzukommen.“
Was glaubst du hast du vom Programm für deine Zukunft und die Zeit nach deinem Au pair Jahr mitnehmen können?
„Es lohnt sich immer, Möglichkeiten zu ergreifen und Dinge einfach auszuprobieren. Ich habe nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen. Mutig sein wird immer belohnt. Außerhalb meiner Komfortzone lebt es sich eigentlich ganz gut. Das ist der Ort, wo Wachstum und Persönlichkeitsentfaltung passieren. Und ich denke, da sind wir uns sicher einig: Wachstum und die Entfaltung unserer Möglichkeiten und Talente sind Dinge, die wir alle anstreben. Ich habe nun die exklusive Chance, mich auf ein Alumni-Stipendium zu bewerben. So kann ich eine finanzielle Unterstützung von bis zu 2500 Dollar bekommen, um meine Visionen als Changemaker tatsächlich in die Tat umzusetzen. Eine weitere Chance also, die sich mir bietet! Werde ich mich nun bewerben? Ja, auf jeden Fall, denn was habe ich schon zu verlieren?! Wer weiß, wie mein Weg noch weitergeht und vor allem in welche Richtung.“
Würdest du anderen Au Pairs empfehlen, sich ebenfalls für das Programm zu bewerben? Wenn ja, warum?
„Ein klares JA! Ich wusste ehrlich gesagt vorher nicht, wie viele Bewerber:innen es im Schnitt für dieses Programm gibt. Dass die Chance, angenommen zu werden, objektiv gesehen natürlich nicht unglaublich hoch ist, ist rückblickend nicht wirklich entscheidend. Du solltest dich bewerben, wenn du dir ernsthaft Gedanken machen möchtest, wie du kleine, positive Veränderungen in deiner Community zu Hause erreichen kannst. Ich finde es sehr wichtig, schon früh im Leben zu lernen, Chancen zu erkennen und diese dann auch zu ergreifen. Das Leadership Development Program ist eine außerordentlich tolle Chance für dich! Die einzigen Dinge, die du mitbringen musst, sind Offenheit, der Wille, deine Passion in die Welt zu tragen und ein wachstumsorientiertes Mindset. Du bist ein Changemaker, wenn du es sein möchtest. Das ist deine Möglichkeit, diesen Teil in dir zu erforschen und wachsen zu lassen.“
Vielen Dank an Fiona für diesen interessanten und tollen Beitrag und das Teilen deiner Erfahrungen! Wir sind uns sicher, dass es andere Teilnehmende motivieren und inspirieren kann, ebenfalls noch weiter über den Tellerrand hinauszublicken und die vielen Chancen zu nutzen, die ein Au pair Programm bieten kann.