Keine Frage, ein Schüleraustausch in Japan ist etwas ganz Besonderes – besonders aufregend, anders und einzigartig. Zwar erwarten dich in jedem Gastland eine neue Kultur und (teilweise) andere Umgangsformen, doch in Japan erscheinen die Unterschiede um ein Vielfaches ausgeprägter. Das liegt daran, dass uns die japanische Kultur meist weniger vertraut ist als die Kulturen anderer westlicher Länder. Die vielen kulturellen Unterschiede verlangen also auch eine besonders große Anpassungsbereitschaft von dir. Wir möchten dir deshalb schon einmal eine kleine Übersicht an die Hand geben, welche Do’s and Don’ts du in Japan auf jeden Fall beachten solltest.
Kommt immer gut an – Lächeln und Verbeugen
Wie von allen Austauschschüler:innen wird erwartet, dass du dich in Japan angemessen verhältst. Dazu gehört es, offen gegenüber den dortigen kulturellen und sozialen Regeln und Lebensweisen zu sein. Es ist okay, wenn du manches als gewöhnungsbedürftig empfindest oder du nicht alles nachvollziehen kannst. Trotzdem wird von dir als Gastschüler:in in Japan erwartet, dass du dich anpasst und dich an die dortigen Regeln und Umgangsformen hältst. Das Zeigen von Respekt ist dabei besonders wichtig, insbesondere gegenüber Älteren. Hierzu zählen übrigens nicht nur die (Gast-)eltern und Lehrer:innen, sondern beispielsweise auch ältere Mitschüler:innen.
Respekt drückt man in Japan beispielsweise über die Art der Sprache bzw. über die speziellen Anredeformen im Japanischen aus. Keine Sorge – jeder wird verstehen, dass du gerade erst am Anfang stehst, Japanisch zu lernen und die Regeln dahingehend noch nicht alle beherrschst. Die Fehler, die dir hier also mit Sicherheit passieren werden, wird dir niemand übelnehmen.
Respektvoll gegenüber deinen Mitmenschen zeigst du dich aber auch, indem du dich in sozialen Situationen eher leise, zurückhaltend und ausgesprochen höflich verhältst. Herzliche Umarmungen, Küsschen oder sonstiger Körperkontakt zur Begrüßung sind in der Öffentlichkeit in Japan aber weitestgehend tabu. Stattdessen solltest du vor allem eines tun – viel lächeln und verbeugen, verbeugen, verbeugen (lieber einmal mehr als zu wenig)! Das erscheint uns hierzulande vielleicht als unterwürfig und übertrieben. In Japan wird diese „Unterwürfigkeit“ aber nicht negativ bewertet, sondern drückt Achtung und Respekt vor dem Gegenüber aus.
Unbedingt drauf achten – Ordnung und Sauberkeit
Auch auf Ordnung und Sauberkeit legen die Japaner großen Wert, sowohl bei sich zu Hause als auch im öffentlichen Raum. Schon Kleinkindern wird beigebracht, seine Umgebung reinlich zu halten. Auch für gemeinschaftliche genutzte Dinge sollen sie lernen, gleichermaßen Verantwortung zu übernehmen. Ob in der Schule oder im Büro – einen Reinigungsdienst gibt es hier nicht. Stattdessen putzen am Ende des Tages selbstverständlich alle gemeinsam.
Als Austauschschüler:in verhältst du dich gegenüber deiner Gastfamilie respektvoll, wenn du darauf achtest, dein Zimmer und die Gemeinschaftsräume in einem sehr sauberen und ordentlichen Zustand zu halten. Versuche, dich stets an das Sauberkeitsverständnis deiner Gastfamilie zu halten, auch wenn es dir vielleicht an der einen oder anderen Stelle übertrieben erscheint.
Die Schule solltest du auch ernst nehmen. In Japan ist es für Eltern sehr wichtig, dass ihre Kinder einen guten Abschluss machen. Bildung hat einen hohen Stellenwert und Schüler:innen verbringen einen Großteil ihrer Zeit mit Lernen. Aus westlicher Sicht ist es verständlich, wenn dir der Frontalunterricht vielleicht ganz und gar nicht zusagt und du keine Lust auf Auswendiglernen und stundenlanges Büffeln hast. Trotzdem solltest du dich in der Schule bemühen und deine Unlust nicht zeigen. Auch so verhältst du dich respektvoll gegenüber deinen japanischen Gasteltern.
Vorsicht im Umgang mit offener Kritik
Es ist wichtig, sich mit offener und direkter Kritik zurückzuhalten, auch wenn diese Dinge im Unterricht in Deutschland vielleicht sogar ausdrücklich erwünscht sind. Harmonie und Kooperation sind Werte, die in Japan einen besonders hohen Stellenwert haben. Direkte Kritik (insbesondere vor anderen) wird als Störung dieser Harmonie aufgefasst und ist verpönt. Dass Schüler:innen mit ihren Lehrer:innen, Kinder mit ihren Eltern oder Angestellte mit ihren Chefs mitunter hitzig diskutieren, ist in der japanischen Kultur nicht gern gesehen. Um einen Gesichtsverlust des Gegenübers zu vermeiden, wird jegliche Art von Kritik nur in privaten Gesprächen angesprochen. Selbst dann wird diese noch möglichst „freundlich verpackt“ formuliert.
Gibt es aber zum Beispiel Probleme in deiner Gastfamilie, solltest du diese natürlich trotzdem nicht in dich reinfressen. Wenn du dir unsicher bist, wie du diese bei deinen Gasteltern ansprechen sollst, such dir Unterstützung von deinen Ansprechpartner:innen vor Ort. Auch ist es wichtig zu betonen, dass japanische Familien ebenso unterschiedlich sind wie hierzulande. So ist die Kommunikationskultur überall ein wenig anders. Es kann zum Beispiel gut sein, dass die Mitglieder deiner Gastfamilie untereinander sehr offen und direkt miteinander umgehen. Auch Gleichaltrige und Freunde interagieren natürlich ganz anders – eher so, wie du es wahrscheinlich von zu Hause gewohnt bist.
Alles nur Show?
Falls du dir jetzt Gedanken machst, dass du dich in Japan komplett verstellen musst, können wir dich beruhigen. Natürlich sollst du in erster Linie du selbst sein und dir nicht permanent den Kopf über kulturelle Regeln zerbrechen. Die richtige Vorbereitung vor deinem Austausch kann dir aber dabei helfen zu verstehen, welche Unterschiede es gibt und falschen Erwartungen entgegenwirken. So wirst du viele Dinge, die dir begegnen, besser verstehen und einschätzen können. So oder so, eines wird dein Schüleraustausch in Japan garantiert: Ein spannendes und einmaliges Abenteuer!
Du möchtest noch mehr über Japan erfahren? Hier berichten wir unter anderem über die japanischen Essgewohnheiten und haben haben auch noch weitere Tipps für dich, wie du kulturelle Fettnäpfchen vermeiden kannst.