An einen möglichen Gastfamilienwechsel möchte niemand gerne zu Beginn seines Auslandsjahres denken. Das brauchst du auch nicht, schließlich muss es gar nicht vorkommen, dass während deines Schüleraustausches größere Probleme auftreten. Ein Gastfamilienwechsel sollte stets die letzte Maßnahme sein und in den meisten Fällen gelingt es, Konflikte zu lösen, bevor ein Schüler oder eine Schülerin die Familie wechseln muss. Trotzdem können diese Situationen natürlich vorkommen. Wir wollen heute erklären, was du tun kannst, wenn Probleme auftreten und was ein Gastfamilienwechsel in der Regel für dich bedeutet.
Gefühle richtig einordnen
Gerade am Anfang ist als Austauschschüler alles neu und ungewohnt, was dich erst einmal überfordern kann. Vielleicht hast du dir deine Gastfamilie und das Leben vor Ort anders vorgestellt, und nun macht sich ein Gefühl der Enttäuschung in dir breit. Oder du hast Schwierigkeiten, das Eis zu brechen und mit dir und deinen Gasteltern oder -geschwistern warm zu werden. Noch ist es viel zu früh, um daraus voreilige Schlüsse zu ziehen! Du brauchst erst einmal die Zeit, um richtig anzukommen, dich umzustellen und an die neuen Gegebenheiten anzupassen.
Gleichzeitig durchläuft auch deine Gastfamilie eine Eingewöhnungsphase, in der sie dich erst richtig kennenlernen und sich an die neue Situation gewöhnen muss. Dies ist für allem dann der Fall, wenn du der erste Austauschschüler in der Familie bist. Wenn die Probleme und Schwierigkeiten aber über die Eingewöhnungszeit hinweg anhalten oder zu einem späteren Zeitpunkt auftreten, solltest du spätestens jetzt offensiv damit umgehen und das Gespräch suchen.
Kommunikation ist das A und O
Gerade in schwierigen Phasen ist nichts so wichtig wie eine gute Kommunikation. Häufig lassen sich Reibungspunkte schon beheben, noch bevor sie zu echten Problemen werden. Konflikte und Reibereien gibt es in jeder Familie und grundsätzlich immer da, wo Menschen zusammenkommen und zusammenleben. Auch kulturelle Unterschiede zwischen Gastfamilie und Austauschschüler können Konfliktpotenzial bieten. Die gute Nachricht: Solche Probleme lassen sich meistens beheben!
Dies kann aber nur funktionieren, wenn beide Seiten offen miteinander sprechen und die Bereitschaft haben, einander zuzuhören. Du solltest bei Schwierigkeiten daher unbedingt das Gespräch mit deiner Gastfamilie suchen. Gib dir selbst und ihnen die Chance, euch gegenseitig besser zu verstehen. Oft handelt es sich ganz einfach um Missverständnisse, die du nur aus der Welt schaffen kannst, wenn du über sie redest. Wichtig ist es, bei solchen Gesprächen immer ruhig, konstruktiv und fair zu bleiben. Versuche stets, auch die Perspektive deiner Gastfamilie zu berücksichtigen und halte dich mit Vorwürfen zurück.
Suche dir Unterstützung
Als Austauschschüler hast du immer einen Betreuer bzw. einen „Ayusa Representative“ in der Nähe, der oder die dir während deines Schüleraustausches zur Seite steht. Für dich ist dein Ayusa Rep bei Problemen dein erster Ansprechpartner. Hast du große Schwierigkeiten oder hat das Gespräch mit deiner Gastfamilie nichts verbessern können, solltest du dich an sie oder ihn wenden.
Natürlich ist es verständlich, dass du bei Sorgen auch mit deinen eigenen Eltern über Schwierigkeiten mit deiner Gastfamilie sprechen möchtest. Bedenke aber, dass dir nur vor Ort wirklich weitergeholfen werden kann und deine Eltern die Situation von so weit entfernt nicht angemessen beurteilen können. Sie sollten daher nicht versuchen, zwischen dir und deiner Gastfamilie zu vermitteln. Stattdessen solltest du in jedem Fall selbst mit deinen Gasteltern bzw. mit deinem Betreuer sprechen. Wenn deine Eltern aber Fragen oder Bedenken haben, können sie sich damit jederzeit an uns in Deutschland wenden.
Dein Betreuer wird dich und deine Gastfamilie bei Problemen unterstützen. Meistens wird er oder sie eine Mediation veranlassen, d.h. zwischen beiden Seiten in einem gemeinsamen Gespräch vermitteln. Häufig werden sowohl du als auch deine Gastfamilie um eine schriftliche Stellungnahme gebeten. Dies mag vielleicht furchtbar offiziell klingen, doch es gibt dir die Gelegenheit, in aller Ruhe dein Problem zu beschreiben. So musst du auch nicht fürchten, aufgrund von sprachlichen Barrieren missverstanden zu werden. Bei einer Mediation geht es niemals darum, einen „Schuldigen“ zu finden und du bist auch nicht auf der Anklagebank. Vielmehr ist es für uns als Organisation wichtig, die Problematik von beiden Seiten zu analysieren, um anschließend eine gute Lösung für alle Parteien finden zu können.
Gastfamilienwechsel als letzter Ausweg
Sollten alle Gespräche und Lösungsversuche fehlschlagen, bleibt als letzte Option noch der Gastfamilienwechsel. In der Regel kann es ein paar Wochen dauern, bis du in einer neuen Familie bist. Dies ist davon abhängig, wie schnell eine neue Gastfamilie für dich gefunden werden kann. Auch diese muss schließlich sorgfältig überprüft werden, genau so wie alle anderen Familien im Programm. Grundsätzlich wird immer versucht, dich bei einer Gastfamilie in deinem bereits vorhandenen Umfeld unterzubringen, damit du weiterhin auf deine Schule gehen kannst. Wenn du über Freunde und Bekannte an der Schule bereits von Familien weißt, die dich eventuell als Gastschüler aufnehmen würden, können diese Hinweise die Suche beschleunigen. Garantieren kann dir dies allerdings niemand. Findet sich zeitnah keine Gastfamilie in der Nähe, wird die Suche auch auf andere Regionen und Staaten ausgedehnt.
Wie schnell die Option eines Gastfamilienwechsels auf den Tisch kommt, hängt sicherlich von der individuellen Situation und der Art und Dringlichkeit des Problems ab. Natürlich kann es gravierende Gründe geben, die einen sofortigen Wechsel erforderlich machen können. Dies ist jedoch keinesfalls die Regel, sondern die Ausnahme. Grundsätzlich ist stets das Ziel, Schwierigkeiten und Konflikte zu lösen, sodass ein Gastfamilienwechsel gar nicht erst nötig wird.