Wenn du dir das Leben in den USA vorstellst, hast du vielleicht schon eine konkrete Vorstellung von der dortigen Umgebung im Kopf. Eventuell siehst du dich bereits beim Shoppen durch eine der bekannten Metropolen schlendern. Oder du stellst dir das komplette Gegenteil vor und hast eher endlose Weiten vor Augen. Doch wo leben die meisten Gastfamilien unserer Austauschschüler:innen eigentlich und macht der Wohnort wirklich einen so großen Unterschied? Wolkenkratzer oder Kleinstadtveranda – das erwartet dich bei deiner Gastfamilie in Amerika.
Auch wenn in den USA in früheren Zeiten die Mehrheit der Bevölkerung noch überwiegend auf dem Land zu Hause war, wohnen und arbeiten heutzutage über 80% der Amerikaner:innen im urbanen Raum, also in Städten oder Vororten größerer Städte. Diese räumliche Verteilung spiegelt sich auch bei unseren Gastfamilien wider. Weniger als 20% von ihnen leben in „the middle of nowhere“, also zum Beispiel auf einer großen Farm oder Ranch. Großstadt-Familien sind wiederum unter unseren Gastfamilien mit knapp 5% noch deutlich seltener anzutreffen.
Die mit Abstand meisten USA-Austauschschüler:innen (rund 65%) leben in Gastfamilien, die in einem Vorort oder einer amerikanischen Kleinstadt zu Hause sind. Wenn du dich also für ein High School Jahr in Amerika interessierst, ist die Chance recht groß, dass du weder zwischen endlosen Maisfeldern leben, noch täglich durch eine große Metropole wie New York City oder San Francisco schlendern wirst. Stattdessen wird wahrscheinlich eher ein Vorort (Suburbs) oder eine amerikanische Kleinstadt dein neues Zuhause werden.
Unterwegs nur mit dem Auto
Was zeichnet dieses Leben in einer amerikanischen Kleinstadt eigentlich aus? Natürlich kommt es immer auch auf die Region an, in die du vermittelt wirst. Eine Kleinstadt im Süden des Landes hat beispielsweise andere Merkmale als ein Vorort im Mittleren Westen der USA. Darüber hinaus entspricht auch nicht jedes Klischee immer und überall der Realität. Trotzdem gibt es einige Dinge, die für das Leben in einer amerikanischen Kleinstadt allgemein typisch sind.
Zum Stadtbild gehören kleinere Einfamilienhäuser mit Vorgärten, die – im Gegensatz zum Leben auf dem Land – relativ dicht stehen. Fußwege sucht man meist vergebens, ebenso wie einen öffentlichen Nahverkehr. Da so ziemlich jede Familie in den USA mindestens ein Auto besitzt, werden damit auch alle Erledigungen getätigt. Das klassische Spazierengehen, wie man es aus Deutschland kennt, ist hier eher unbekannt.
Ein richtiger Stadtkern oder gar eine Fußgängerzone, wie es sie selbst in europäischen Kleinstädten gibt, fehlt in der Regel auch. Meist gibt es im Zentrum ein paar Straßen mit kleineren Läden, Cafés oder Restaurants. Insbesondere die Vororte sind jedoch primär Wohngegenden ohne größere Geschäftsviertel. Lebensmittel, Kleidung und andere Dinge kaufen die Menschen in der Regel in größeren Malls und Geschäften etwas außerhalb ein. Meist weisen schon die riesigen Schilder großer Restaurant- und Ladenketten entlang des Highways darauf hin.
Auch das soziale Leben gestaltet sich im kleinstädtischen Raum anders als in einer Großstadt. Hier spielen besonders Religion und Kirchen eine wichtige Rolle, wobei diese über die Teilnahme am wöchentlichen Gottesdienst weit hinausgeht. Kirchengemeinden fungieren als zentraler Ort des gemeinsamen Miteinanders. Nicht selten verbringen Amerikaner:innen hier auch ihre Freizeit – in Jugendgruppen, bei der Freiwilligenarbeit, in Sportteams oder anderen Interessensgruppen.
In einer amerikanischen Kleinstadt und in Vororten ist es häufig leichter, einen Freundes- und Bekanntenkreis aufzubauen als in der doch oft recht anonymen Großstadt. Als Austauschschüler:in ist das für dich eher ein Vorteil als ein Nachteil. Ein weiterer Pluspunkt: In einer kleineren Stadt bist du häufig die einzige Austauschschülerin oder der einzige Austauschschüler und dadurch etwas „besonderes“. Viele werden sich für dich interessieren, dich kennenlernen wollen und auf dich zugehen.
Nichts als Langeweile?
Das klingt trotzdem öde? Keine Sorge, denn das ist es wirklich nicht! In den meisten Fällen wird dein Alltag als Austauschschüler:in anders sein, als du es von Zuhause gewohnt bist. Vielleicht gehörte es bislang zu deinem Leben mit dazu, dich nach der Schule mit Freund:innen in der Stadt zu treffen, gemeinsam zu shoppen, ins Kino oder Kaffee trinken zu gehen.
Auch in den USA wirst du viel Zeit mit deinen neuen Freund:innen verbringen. Da du in Amerika jedoch nicht selbst Auto fahren darfst und auf Mitfahrten bei der Gastfamilie oder älteren Freund:innen angewiesen sein wirst, wird sich ein Großteil deines sozialen Lebens auf andere Räume und Aktivitäten verlagern.
Im Zentrum steht für Jugendliche in einer amerikanischen Kleinstadt meist immer die High School. Hier wird nicht nur gelernt, sondern auch viel Zeit außerhalb des Unterrichts verbracht, etwa in „after school activities“ oder diversen Sportteams. Aber auch in den Kirchengemeinden finden Austauschschüler:innen häufig Freunde, ganz unabhängig davon, ob sie einen eigenen Bezug zur Religion haben oder nicht.
Eins der wichtigsten Dinge, die du beim Schüleraustausch stets beachten solltest, lautet immer: Offen bleiben, neue Sachen ausprobieren und ihnen eine echte Chance geben! Dann wirst du sicherlich sehr schnell Anschluss finden und feststellen, dass der Wohnort deiner Gastfamilie im Grunde gar keine wichtige Rolle spielt. Das amerikanische Leben wirst du überall kennenlernen können – auf dem Land, in der Großstadt oder eben auch in einer amerikanischen Kleinstadt.