Der christliche Glaube spielt auch heutzutage noch eine wichtige Rolle im Leben vieler Amerikaner. Im heutigen Gastblogbeitrag berichtet unsere ehemalige Austauschschülerin Hannah über ihre Erfahrungen mit Kirche und Religion in den USA. Sie selbst lebte im Schuljahr 2017/18 bei ihrer Gastfamilie in North Carolina – im sogenannten „Bible Belt“ der Vereinigten Staaten.
Du kennst sicherlich das Lied „God Bless America“, erstmals gesungen von Kate Smith, das sogar zu den inoffiziellen Nationalhymnen der USA zählt. Religion hat also offensichtlich einen höheren Stellenwert in der amerikanischen Gesellschaft als in Deutschland. Bei deinem Schüleraustausch in den USA kann durchaus sein, dass du in eine religiöse Gastfamilie kommst, die regelmäßig in die Kirche geht. Damit du gut vorbereitet bist und (hoffentlich) keine Angst davor hast, werde ich dir im Folgenden einen Überblick über das Thema Religion & Kirche in den USA geben.
Bible Belt: Zentrum bibeltreuer Christen
Für die Mehrheit der US-Amerikaner ist die Religion wichtig in ihrem Leben. Circa 3/4 der Bevölkerung über 18 Jahre gehört dabei dem Christentum an. Der Glauben spielt also durchaus eine große Rolle im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Es gibt viele, oftmals kleine kirchliche Gruppierungen und vor allem in den ländlichen Gebieten bezeichnen sich etwa 45% der Amerikaner als „sehr religiös“ und besuchen wöchentlich den Gottesdienst.
Vielleicht hast du schon einmal vom „Bible Belt“ gehört; einem Gebiet in den USA, das sich größtenteils über den Südwesten der USA erstreckt und in dem Religion ein wichtiger Teil der Bestandteil der Kultur ist. Ich habe während des Schuljahres 2017/18 als Austauschschülerin in einem kleinen Dorf im Bundesstaat North Carolina gelebt, welcher zu dem eben beschriebenen Bible Belt gehört.
Gottesdienst mal anders
Meine Gastfamilie hat, anders als ich es von meiner Familie gewohnt war, jeden Sonntag am örtlichen Gottesdienst teilgenommen. Zuerst war ich skeptisch und wusste nicht was mich erwarten würde, aber die Gottesdienste in den USA sind lockerer und unkonventioneller als du es vielleicht aus Deutschland kennst.
Es gab oftmals eine Band, die live gespielt hat und alle haben miteinander gesungen, geklatscht und manchmal sogar getanzt. Die Liedtexte wurden dabei auf Leinwänden angezeigt. Das gemeinsame Musizieren war ein großer Teil des Gottesdienstes, wobei die Musik meistens aus den Genres Rock bzw. Pop kam.
Die Predigten beinhalteten natürlich viele religiöse Aspekte, wie z.B. Geschichten aus der Bibel, aber es wurde vor allem über Themen wie Solidarität, Humanität und Toleranz gesprochen. Die erste Predigt, die ich hörte, behandelte ein damals brandaktuelles Thema. Es ging im Wesentlichen darum, dass man keine Mauern bauen soll. Zum einen wurde dies auf den Bau der Mauer zwischen den USA und Mexiko bezogen und zum anderen auch auf sich selbst, sprich keine Mauer zu anderen Menschen zu „bauen“. Die Lehre war also, sich sich seinen Mitmenschen gegenüber zu öffnen und sich ihnen anzuvertrauen.
Die Kinder und Jugendlichen waren nicht immer im Gottesdienst, sondern besuchten die sogenannte „Sunday School“, vergleichbar mit dem Konfirmationsunterricht in Deutschland. Dort wurde gemeinsam die Geschichten der Bibel gelesen und darüber gesprochen. Außerdem wurden natürlich auch Lieder gesungen und manchmal sogar Spiele gespielt.
Gemeinde als „Gemeinschaft“
Nach dem Gottesdienst wurde oftmals noch etwas miteinander unternommen. Wir aßen zum Beispiel fast jedes Mal mit ein paar anderen Familien bei einem Mexikaner zusammen Mittagessen. Zu besonderen Anlässen gab es im Anschluss an den Gottesdienst eine kleine „Party“ in der Kirche, mit Spielen, Kuchen und den für die Südstaaten typischen Sweet Tea. An Halloween wurde in unserer Kirche sogar ein großes Fest gefeiert, zu dem das ganze Dorf eingeladen war. Ein großes Buffet inklusive Hotdogs und Burger, jede Menge Süßigkeiten und tolle Kostüme prägten den Abend.
An Samstagen hat unsere Jugendgruppe manchmal zusammen Ausflüge unternommen. Mein persönliches Highlight: Wandern in den Bergen. Aber auch Poolpartys im Sommer und Filmabende im Winter waren durchaus üblich. Ein Wochenende sind wir sogar gemeinsam in die nächstgrößte Stadt Winston-Salem gefahren und haben dort an einem Seminar teilgenommen.
Meine Kirchengemeinde hat sich auch an sozialen Projekten beteiligt und Spenden gesammelt. Einen Nachmittag in der Vorweihnachtszeit wurden zum Beispiel Schuhkartons mit Geschenken für Kinder in armen Ländern gepackt, wie du das vielleicht aus Deutschland kennst.
Religion in den USA – Ein Erlebnis
Auch wenn ich am Anfang misstrauisch war, ob die Kirche in den USA mir gefallen würde, so war ich doch am Ende unglaublich dankbar, dass ich diese Erfahrung machen durfte. Mit den Menschen aus meiner dortigen Gemeinde habe ich ein paar meiner besten Momente während meines gesamten Auslandsjahres erleben dürfen und tolle Freunde gefunden! Wenn du also die Chance bekommst, gemeinsam mit deiner Gastfamilie die Gottesdienste zu besuchen und an Ausflügen teilzunehmen, rate ich dir: Nutze sie!
Vielen Dank an Hannah für diesen aufschlussreichen Artikel! Wenn auch du dich für ein Schuljahr in den USA interessierst, findest du auf unserer Webseite alle Informationen zu unseren Programmen. Bei Fragen ist unser High School Team jederzeit für dich da unter der +49 30 84 39 39 93 oder unter highschool@intrax.de