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Schule in Schweden: Über das Lernen im hohen Norden

Gastautor
von Gastautor
Verfasst am 30. Januar 2020

Im heutigen Gastbeitrag berichtet unsere Austauschschülerin Anni über die Schule in Schweden und über die Besonderheiten des Schulalltags. Sie selbst wohnt seit August 2019 in Schweden und geht in Lund, einer Studentenstadt im Süden des Landes, zur Schule. Auf Anni’s Blog könnt ihr ihre Abenteuer im hohen Norden mitverfolgen.

Die Qual der Wahl

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Annis Schule in Lund (c) Ayusa-Intrax

Das Schulleben beginnt hier mit der Förskola, oder wie sie auch genannt wird: die 0. Klasse. Danach folgen 9 Jahre auf der Grundskola. Diese Schulen sind grundlegend alle gleich, sodass die Kinder in die ihnen am nächsten gelegene Schule gehen. Nach der 9. Klasse haben die Schüler in Schweden dann die Qual der Wahl. Es gibt unendlich viele verschiedene „Gymnasiets“ mit vielen verschieden Ausrichtungen bzw. Schwerpunkten, die man besuchen kann.

Übrigens, das hier genannte „Gymnasiet“ hat nichts mit unserem Gymnasium zu tun, sondern ist nur eine Bezeichnung für die letzten drei Jahre der Schulausbildung.  Die häufigsten Programme, die fast jedes Gymnasiet anbietet sind Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften und Musik/Kunst. Aber es gibt auch außergewöhnliche Programme wie Game-Entwickler, Stylist oder das „Natur och Äventyr“-Programm, das ich hier in meiner Zeit besuche. Natürlich unterscheidet sich das Niveau der Schulen ein wenig, dennoch kann man nach dem Abschluss von jeder Schule zur Universität gehen und studieren – natürlich nur, wenn man gut genug war. 

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Austauschschülerin Anni an ihren „Adventure-Tagen“. (c) Ayusa-Intrax

Ausflüge und Adventure Days

Meine Schulwoche besteht aus drei normalen Schultagen, an denen ich wirklich in der Schule sitze. Entweder habe ich dann Mathe, Schwedisch, Englisch, Naturbruk (zu vergleichen mit Sachkunde) oder Sport. Nun aber zu den besonderen Tagen in meiner Woche, den „Adventure“-Tagen. Mittwochs machen wir häufig Ausflüge, zum Beispiel zum Klettern, Kanu fahren oder Tauchen.

Wir lernen aber auch wie man zum Beispiel ein Feuer macht oder wie man eine Verbrennung versorgt. Deswegen arbeitet jeder montags als Praktikant bei einer Firma oder in einem Betrieb, um Berufserfahrungen zu sammeln. Ich helfe in einer internationalen Grundskola (Grundschule) aus und die Arbeit dort macht mir wirklich Spaß. 

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Annis Klassenraum in Schweden. (c) Ayusa-Intrax

Was ich an der Schule in Schweden liebe:

1. Die Schule in Schweden fängt erst um 9 Uhr an!

Ich kann gar nicht sagen wie froh ich darüber bin. Obwohl ich doch, im Gegensatz zu anderen, eine recht gute Busverbindung habe, muss ich 45 Minuten fahren, um zur Schule zu kommen. Da kommt mir der spätere Schulbeginn doch zu Gute.

2. Man spricht die Lehrer mit dem Vornamen an 

Am Anfang war es natürlich komisch, aber man gewöhnt sich dran. Jetzt kann ich es mir nicht anders vorstellen. Meiner Meinung nach hat man so eine bessere Verbindung zu den Lehrern und man lernt besser. 

3. Alle bekommen die gleichen Chancen 

Etwas, was den Schweden wirklich wichtig ist, ist, dass jeder die gleiche Chance bekommt, gute Noten zu haben. Deswegen gibt es z. B. für die Texte, die im Unterricht gelesen werden, immer eine Audioversion für Schüler mit Legasthenie.  

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4. Großes Mitspracherecht von Seiten der Schüler 

Es ist sogar eine Art von Gesetz hier, dass die Lehrer die Meinung der Schüler zur Kenntnis nehmen müssen. Ein gutes Beispiel dafür ist, dass wir in unserer letzten Stunden Vorschläge machen konnten, wie wir in einem Fach geprüft werden wollen. Zudem gibt es nicht nur Klassensprecher, die die Meinung der Klasse vertreten, sondern auch die sogenannte „Mentorstid“ (Klassenrat). Hier kann jeder seine Meinung sagen und Verbesserungsvorschläge ausarbeiten.

5. Realitätsbezogene Themen 

Mir ist sofort aufgefallen, dass die Unterrichtsinhalte viel näher an der Realität sind und dass auch viel über aktuelle Themen und die Zukunft gesprochen wird. Zum Beispiel haben wir uns letztens im Sportunterricht über den Einfluss von Stress auf unsere Gesundheit unterhalten und Präventionsübungen gelernt. 

6. Schule in Schweden – Alles digital 

Nach Büchern, Kreidetafeln oder Overhead-Projektoren sucht man hier lange. So gut wie alle Schulen (auch die Grundskolans) haben entweder Laptops oder iPads. 

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Klettern als Unterrichtsfach in der Schule in Schweden! (c) Ayusa-Intrax

7. Die Schule in Schweden zahlt 

Es gibt in Schweden das Gesetz, dass die Schule und alles, was man im Unterricht braucht, umsonst sein müssen. Das heißt, egal, ob man im Unterricht Laptops, Kopfhörer oder auch Zelte braucht, die Schule zahlt dafür. Dasselbe gilt für das Schulessen oder das Busticket. Zudem bekommen die Schüler hier Geld dafür, dass sie zur Schule gehen.

Dieses Geld wird, solange sich die Kinder in der Grundskola befinden, an die Eltern überwiesen. Sobald aber die Schüler ins Gymnasiet gehen, bekommen sie das Geld und können damit machen, was sie wollen. Dabei gibt es aber auch einige Regeln. Wenn man z. B. zu oft zu spät kommt, wird einem das Geld gekürzt. 

8. Lockere Handypolitik 

Um ehrlich zu sein, scheren sich die Lehrer hier nicht wirklich darum, ob man sein Handy benutzt oder nicht. Deswegen ist es völlig okay, sein Handy im Unterricht auszupacken und eine kleine Pause vom Lernen zu machen. Auch Musik hören kann man immer. Besonders, wenn man Aufgaben hat, die in der Schule erledigt werden müssen, ist es üblich, dass die ganze Klasse mit Kopfhörern über ihren Computern hängt. Natürlich achten die Lehrer darauf, dass man nicht die ganze Zeit am Handy klebt, aber das wissen die Schüler meist auch selbst, sodass es gar nicht dazu kommt. 

9. Kaum Hausaufgaben 

Den Lehrern hier ist es wirklich wichtig, dass man die Aufgaben in der Schule macht. Denn dann können sie sich sicher sein, dass man die Aufgaben selbst gemacht hat und nicht die Eltern, Geschwister oder Nachhilfelehrer. Deswegen bekommt man nur sehr selten Hausaufgaben auf und diese gehen dann üblicherweise über mehrere Wochen. 

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10. Einer für alle und alle für einen 

Zuletzt etwas, was mir wohl am stärksten aufgefallen ist: Der Klassenzusammenhalt ist enorm! Denn obwohl man sich noch nicht mal drei Monate kennt, fühlt man sich wie in einer kleinen Familie. Besonders mit meinen Adventure-Leuten habe ich bereits eine besonders enge Beziehung. Ich meine, wen würden drei Tage im Wald ohne Netz und Strom nicht zusammenschweißen?! 

Nachdem ich auch ein Mal die Schule meiner Gastschwester besucht habe, die ein Medienprogramm besucht, kann ich sagen, dass ich wirklich vom schwedischen System überzeugt bin und es mir echt gefällt. 

Danke an Anni für diesen spannenden Beitrag über die Schule in Schweden!

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